Mittwoch, 5. Mai 2010

Chatroulette - Flüchtiges Vergnügen des Lebens


Wie lernen sich Leute kennen? Durch Freunde, Bekannte, Familienmitglieder, im Café, in der S-Bahn, auf den Flirtportalen. So oder so ist es immer ein Zufallsprinzip: Ob daraus Freundschaften oder Beziehungen entstehen ist ungewiss.
Kann man diese Zufallsspiel noch zuspitzen und weiter treiben?
Aber natürlich.
Das hat ein 17-jähriger High-School-Schuler aus Moskau geschafft. Sein Chatroulette ist der neueste Trend im Internet: Der Nächste bitte Trend. Er hat sogar einen Platz in Wikipedia bekommen.
Täglich sollen mehr als 20.000 Menschen weltweit am Chatroulette teilnehmen, um mit wildfremden Menschen zu reden. Reden ist vielleicht zu viel gesagt. Der Zufallsgenerator entscheidet, wer mit wem verbunden wird.  Mit einer Videokamera steigen die Chancen auf einen Kontakt.  Ob die Personen miteinander kommunizieren, ist ihnen selbst überlassen.
Die übersichtliche Bedienungsfläche macht die Entscheidung nur scheinbar leichter. Ein großes Chatfenster rechts, zwei schwarze Bildschirme auf der linken Seite. Die wichtigsten Buttons sind oben platziert: Next, Stop, Report – der nächste, stop und melden. Mehr braucht man doch nicht. Schon die Gestaltung der Seite, die man ohne Registrierung nutzen kann, scheint zu dem Verhalten des  Users deutlich beizutragen.

Jeder Chatteilnehmer kann jederzeit den Chat beenden und gleich wieder mit dem nächsten zufällig ausgewählten Chatpartner verbunden zu werden. Auf welche skurrilen Menschen man bei Chatroulette treffen kann, kann man nur erahnen. Je kurioser das Aussehen, desto größer die Chancen, ein paar Sekunden länger auf dem Bildschirm zu bleiben. Dabei greifen Leute zu verschiedenen Ideen und  Requisiten: Perücken, Sonnenbrillen, Plüschtiere, lustige Sprüche auf Zetteln. Was entblößt werden kann, wird entblößt. Nur wer etwas von sich preisgibt, kann den harten Klickkampf überstehen.
 Was bleibt aber nach einem Tag vollem hin und her chattens?
Chatroulette erinnert ein bisschen an russisches Roulette:  Hoch risikobelastet, kann abhängig machen und führt zu einem bitteren Ende.
Die Frage, warum man daran teilgenommen hat, ist kaum zu klären.

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